Tauchen ohne Korrektur
Korrekturmöglichkeiten
Korrigierende Tauchermasken
Contactlinsen unter
der Tauchermaske
Lösung von Gasen in
Hornhaut, Tränenfilm und Contactlinsen
Aufstiegsgeschwindigkeiten
Gasblasen unter stabilen
gasdurchlässigen Linsen
Verhinderung von
Gasblasen unter stabilen gasdurchlässigen Linsen
Rückgängigmachung
von Gasblasen unter stabilen gasdurchlässigen Linsen
Logische Schlussfolgerungen
Weiche Contactlinsen
Pflege von Contactlinsen
Reservelinsen? Reservemaske?
Zusammenfassung
kleiner Kostenvergleich
Unter welchen Voraussetzungen kann ein Fehlsichtiger unter und über
Wasser ohne Korrektur ausreichend sehen? Die von Scholz im DIVEMASTER 3/94
genannte Grenze von 50% Sehleistung ist völlig richtig angegeben.
Kalthoff gibt als Grenze 1 dpt (Dioptrie) für beidseits Kurzsichtige
und 3 bis 4 dpt für jugendliche Weitsichtige an.
Vom Prinzip her ist eine solche Einteilung aber wenig sinnvoll, da
nicht die Größe der Fehlsichtigkeit, sondern die erreichte Sehschärfe
das entscheidende Kriterium ist - vergleichbar einem Gewichtheber bei dem
nicht die Größe seiner Muskeln, sondern das gehobene Gewicht
entscheidend ist.
Die Sehprobentafeln sind somit ein geeignetes Prüfmittel, da die
erreichbare Sehleistung getestet wird. Dieser Test könnte auch bei
einer Tauchtauglichkeitsuntersuchung eingesetzt werden. Der Hinweis auf
eine notwendige Korrektur des Sehfehlers zum Tauchen kann sehr nützlich
sein.
Reicht die Sehschärfe nicht aus, sollte der Taucher eine Maske mit Korrektionsgläsern oder Contactlinsen benutzen.
Die Begrenzung der Maske zum Wasser muss eine Planfläche sein, damit über und unter Wasser die gleichen optischen Ergebnisse erzielt werden. Es werden Korrektionsgläser mit planen Vorderflächen verwendet oder man klebt solche Gläser auf die Innenseiten von Tauchermasken.
Der häufigste Weg eines Tauchers ist der Gang ins Tauchgeschäft:
Der Taucher gibt dort an er habe rechts -6,5 und links -5,25. Der Verkäufer
sucht nun Gläser mit -6,5 und -5,0 oder -5,5 heraus, setzt diese runden
Gläser in die Maske ein und schon ist die Welt ,,in Ordnung". Vielleicht
wird auch ein Brillenpass vorgelegt, der so schrecklich viele Zahlen
enthält, dass der Verkäufer sich auf die ersten beschränkt.
Dabei fallen Angaben wie der übergroße Abstand vom Auge
zur Maskenscheibe, Augenabstand, Zylinder, Achse und Prisma großzügig
unter den Tisch.
Viel besser versorgt Sie der Augenoptiker, der die optischen Fakten
alle richtig umsetzt und Korrektionsmasken erstellt. Einige Probleme lassen
sich aber grundsätzlich nicht abstellen: Der große Abstand der
Maskenscheibe, der die Eigenvergrößerungen oder Verkleinerungen
der Gläser beträchtlich werden lässt. Die Verzerrungen
durch zylindrischen Gläsern werden ebenfalls größer.
Die ungünstigen Abbildungseigenschaften der Gläser durch
die Planflächen sind bei höheren Pluswerten, (die konvexe Seite
ist dem Auge zugekehrt) erheblich. Ab +3,0 dpt ist eine solche Maske nicht
mehr akzeptabel. Die ohnehin vorhandene Einschränkung des Gesichtsfeldes
wird unter Umständen noch kleiner. Der verwendete Kleber kann schlierig
sein, Blasen enthalten oder sich partiell lösen. Alle Punkte können
zum Teil erhebliche Sehstörungen verursachen. Es sollte ein Augenoptiker
aufgesucht werden, der sich mit solchen Tauchermasken wirklich auskennt.
Die Bewegungsfreiheit eines Tauchers mit Korrektionsmaske vor den Augen
ist an Land oder im (zum Teil sehr engen) Boot sehr behindert, da das Gesichtsfeld
stark eingeschränkt ist.
Contactlinsen unter der Tauchermaske
Alle Nachteile der korrigierenden Masken gibt es beim Tragen von Contactlinsen nicht! Die Linsen simulieren quasi das Sehen ohne Sehfehler.
Warum werden beim Tauchen selten Contactlinsen getragen?
Es gibt Vorurteile:
1. Angeblich werden Contactlinsen unter Wasser verloren.
2. Angeblich kann man mit Contactlinsen die Maske nicht ausblasen.
3. Angeblich presst der hohe Wasserdruck die Linsen zu sehr auf
die Augen.
4. Angeblich sollen sich unter stabilen Linsen kritische Gasblasen
bilden.
· Vorurteil Nr.1
Dem Gerücht nach werden alle, aber besonders stabile Contactlinsen leicht im Wasser verloren oder bringen andere Probleme. Dieses ist sicherlich richtig, wenn man einen Leistungsschwimmer mit Linsen, aber ohne Chlorbrille ausrüstet. Die hohen Turbulenzen, die beim Durchpflügen des Wassers entstehen, können alle Linsen aus den geöffneten Augen spülen. Einen Windsurfer hingegen kann man gut mit Linsen ausrüsten, da er beim Sturz ins Wasser reflektorisch die Augen schließt. Beim normalen Baden kann jede Art von Contactlinsen benutzt werden, wenn der Träger nur daran denkt, bei einer Wasserschlacht oder unter Wasser die Lider leicht zu zuziehen. Die Lider liegen dann sicher auf den Linsen und halten diese auch im Wasser fest. Das gleiche gilt für einen Taucher beim Training oder beim Tauchgang. Es wurde mit verschiedenen Arten von Linsen das Streckentauchen mit Gerät aber ohne Maske durchgeführt. Bei zu Schlitzen zugezogenen Lidern wurde auf der 50 m Strecke keine Linse verloren. Lediglich bei normal geöffneten Augen wurde eine stabile Linse verloren. Da die 50 m-Strecke der maximalen Auftauchstrecke eines Tauchers entspricht, sind diese Versuche sicherlich aussagekräftig. Hübner hat Anfang 96 diesen Versuch mit weichen Linsen wiederholt und die gleichen Ergebnisse erhalten. Eine in Tauchzeitschriften veröffentlichte Bitte um Erfahrungsberichte erbrachte die gleichen Ergebnisse. dass heißt, der wissende Taucher hat seinen Vorteil, der unwissende Taucher hat dagegen sein Vorurteil.
Mit einem einfachen Versuch kann man zu Hause feststellen, wie sicher die Linsen diesbezüglich sind.
In einen großen Behälter wird Wasser gefüllt und der Kopf hineingetaucht (evtl. Schnorchel und Nasenklemme benutzen). Es werden nun die Augen normal geöffnet und Lidschläge durchgeführt. Zusätzlich können durch Kopfbewegungen oder mit den Händen Turbulenzen erzeugt werden. Nach diesem Versuch weiß man, wie sicher die Linsen sitzen. Selbst stabile Linsen, wenn es parallel angepasste asphärische sind (Fachmann fragen), werden dabei kaum vom Auge gespült. Sollte eine Linse fortgespült worden sein, so liegt sie in dem Behälter und kann gefunden werden. Wenn der Versuch mit zu Schlitzen geschlossenen Augen wiederholt wird, wird keine Linse vom Auge gespült.
Weitere Vorteile der Contactlinsen beim Tauchen ergeben sich in der Situation des Maskenverlustes unter Wasser. Da die Linsen beim Verlust der Maske unter Wasser behalten werden, behält man auch seine Korrektion. Wird dagegen eine Maske mit Korrektionsgläsern verloren, so hat man auch seine Korrektion verloren. Solange man unter Wasser ist, spielt das keine Rolle, da man bekanntlich ohne Maske dort nur sehr unscharf sieht. Nach dem Auftauchen entsteht der entscheidende Unterschied. Der Linsenträger ist an der Oberfläche voll handlungsfähig, während der Taucher, der seine Korrektionsmaske verloren hat, je nach Größe und Art der Fehlsichtigkeit mehr oder weniger auf seinen Tauchpartner angewiesen ist.
· Vorurteil Nr.2
Das Ausblasen einer Tauchermaske ist mit allen Contactlinsen völlig unproblematisch, da dabei die Augen ebenfalls leicht zugezogen werden können. So bleibt der eventuell notwendige Sicht-Kontakt zum Tauchpartner erhalten, und die Linsen werden nicht fortgespült. Beim plötzlichen Wassereinbruch schließt man reflektorisch die Augen. Nach dem Schreck kann man wieder die besagten Schlitze machen, die Maske ausblasen und den Tauchgang fortsetzen.
· Vorurteil Nr.3
In der Maske herrscht durch Druckausgleich der gleiche Druck wie im Wasser und im Tränenfilm hinter der Linse - also kann keine Linse angedrückt werden.
· Vorurteilt Nr.4
Beim Auftauchen können sich Gasblasen unter stabilen Linsen bilden (s.u.). Keinesfalls können die Blasen so groß werden, dass sich die Linsen verschieben oder gar abfallen.
Lösung von Gasen in Hornhaut, Tränenfilm und Contactlinsen
Der Lösungsvorgang von Gasen im Gewebe ist abhängig von der Art des Gewebes und von einer vorliegenden Lösungsdruckdifferenz. Es gibt Gewebearten in denen sich Gase sehr schnell lösen und solche in denen sich Gase langsam lösen. Die Lösungsgeschwindigkeit gibt man Sinnvollerweise in Halbsättigungszeiten an. Unter Halbsättigungszeit versteht man die Zeit, in der sich eine vorhandene Lösungsdruckdifferenz halbiert hat. Bei der Lösung von Gasen im Tränenfilm, in der Linse und in der Hornhaut liegen etwas andere Voraussetzungen vor, als im übrigen Körper:
a) Die Hornhaut hat einen vergleichsweise geringen Stoffwechsel. Sie
ist sehr dünn und nicht groß. Die Menge Sauerstoff, die verbraucht
wird, ist im Verhältnis zu der Menge, die in der Maske beim Tauchen
zur Verfügung steht, zu vernachlässigen. Im Körper wird
dagegen der gesamte, im Blutplasma gelöste Sauerstoff, verstoffwechselt.
Das heißt: wir müssen bei der Gaslösung anders als im Körper
nicht nur mit Stickstoff kalkulieren, sondern auch mit Sauerstoff. Demnach
ist der Partialdruck nicht 79% vom Gesamtdruck, sondern 100%.
b) Eine weitere Abweichung kommt dadurch zustande, dass durch
den Druckausgleich in der Maske, der ja mit ausgeatmeter Luft durchgeführt
wird, der Anteil von Sauerstoff gegenüber von nicht geatmeten Luft
kleiner ist, der Anteil des Kohlendioxids dafür auch größer
ist. Die beiden letzten Verschiebungen halten sich die Waage.
Das Kompartiment (theoretisches Gewebe) Hornhaut, Tränenfilm und
stabile gasdurchlässige Linse hat nach meinen bisherigen Ermittlungen
eine Halbsättigungszeit von 2 bis 5 Minuten für den Gesamtgasdruck.
Die Halbsättigungszeiten für die Lösung von Stickstoff im
Blut und Zentralnervensystem sind ca 2,5 Minuten, also recht ähnlich.(19,
20) Für das Kompartiment Hornhaut, Tränenfilm und weiche Linsen
ist eine Halbsättigungszeit von über 30 Minuten anzusetzen.
Die großen Unterschiede dieser Werte zwischen stabilen und weichen
Linsen liegt in erster Linie an der unterschiedlichen Tränenaustauschrate
unter den Linsen. Eine stabile Linse wird, wenn sie richtig angepasst
ist, beim Lidschlag sehr gut unterspült, während es unter weichen
Linsen praktisch keine Austauschrate gibt. In zweiter Linie ist die Größe
der abgedeckten Fläche zu nennen. Bei stabilen Linsen gibt es, bedingt
durch die Bewegung der Linse, nur eine kleine Fläche, die immer von
der Linse bedeckt ist. Bei einer weichen Linse ist dagegen die Hornhaut
immer vollständig bedeckt. Die Gaslösung in der Hornhaut ist
unter weichen Linsen somit erheblich behindert, während es bei stabilen
Linsen nur im geringen Maß der Fall ist.
Bei einem ,,normalen" Tauchgang von beispielsweise 45 Minuten auf maximal
30 m Tiefe, kann sich unter weichen Linsen nur wenig Luft in der Hornhaut
und dem Tränenfilm gelöst haben, da die Tauchzeit im Verhältnis
zur Halbsättigungszeit kurz ist. (45 Minuten Tauchzeit zu 30 Minuten
Halbsättigungszeit) Bei stabilen Linsen hingegen kommt es zu einer
nennenswerten Gaslösung, da die Tauchzeit im Verhältnis zur Halbsättigungszeit
lang ist (45 zu 2 - 5 Minuten) und eine Sättigung des Kompartimentes
entsteht. Aus diesen Fakten lässt sich schließen, wie unterschiedlich
gut die Versorgung der Hornhäute unter weichen und gasdurchlässigen
stabilen Linsen ist. Diese Unterschiede werden in der Praxis bestätigt.
Es gibt unterschiedliche empfohlene Aufstiegsgeschwindigkeiten. In Deutschland
wird 10 m/min angegeben. Diese konstante Aufstiegsgeschwindigkeit bedeutet,
dass von 70 m Tauchtiefe auf 30 m (Druckhalbierung) eine Strecke von
40 m in 4 Minuten zurückgelegt wird. Von 30 m auf 10 m (Druckhalbierung)
werden 20 min 2 Minuten zurückgelegt. Von 10 m auf 0 m (Druckhalbiernng)
werden
10 m in 1 Minute zurückgelegt. Es ist zu
erkennen, dass bei konstanter Aufstiegsgeschwindigkeit in Relation
zur Druckreduzierung, mit abnehmender Tiefe immer schneller aufgetaucht
wird. Die letzten 15 - 20 m werden dadurch eigentlich immer zu schnell
zurückgelegt, was auch zu Dekompressionsstops führt. Diese Stopps
könnte man sich ersparen, wenn man mit abnehmender Tiefe immer langsamer
auftauchen würde. Ideal ist eine Reduzierung der Auftauchgeschwindigkeit
derart, dass sich keine Gasblasen bilden können.
Gasblasen unter stabilen gasdurchlässigen Linsen
Wie im Körper kann auch im Kompartiment Hornhaut, Tränenfilm
und stabiler gasdurchlässiger Linse, Gas ausperlen, wenn zu schnell
aufgetaucht wird (siehe Abb. 3). Diese Gasblasen befinden sich dann im
Tränenspalt. Sind sie kleiner, als der Tränenfilm dick ist, so
können sie beim Lidschlag problemlos ausgespült werden. Geschieht
das nicht, so werden sie mit abnehmender Tiefe immer größer
und können eingeklemmt werden. Werden sie nun durch einen weiteren
Aufstieg noch größer, so drücken sie kleine Dellen in die
Hornhaut. Visuell werden diese Gasblasen als „Nebelsehen" zu registriert.
Haben sich sehr viele Gasblasen im zentralen Hornhautbereich gebildet, so
kann die Sehschärfe beträchtlich abnehmen. Sie wird aber nicht
unter 50-60% sinken, was zur Orientierung und zum Ablesen der Instrumente
ausreichend ist. (siehe oben)
dass es sich bei diesem Nebelsehen um Gasblasen und nicht um Ödeme
(Stoffwechselstörungen) handelt, wie im DIVEMASTER 3/94 geschrieben,
und auch sonst immer wieder behauptet wird, ist leicht zu überprüfen.
Nimmt man die Linsen in einem solchen Fall über Wasser vom Auge, so
stellt man einen weiteren, drastischen Sehschärfenverlust fest, der
durch die momentan durch Dellen irreguläre Hornhautoberfläche
verursacht wird. Werden nun die Linsen nass aufgesetzt, so füllen
sich die Gasblasenabdrücke mit Flüssigkeit. Die optischen Dichten
von Hornhaut und der Flüssigkeit sind nahezu gleich, so dass
die Dellen fast neutralisiert werden. Durch diesen Umstand ist die normale
Sehschärfe spontan wieder vorhanden. Wären es Ödeme, also
durch Stoffwechselstörungen verursachtes Nebelsehen, so könnte
sich die Sehschärfe durch diese Maßnahme nicht verbessern. Werden
die Linsen nicht abgenommen, so verliert sich das Nebelsehen in 10 bis
30 Minuten von allein, da das Gas dann im Tränenfilm in Lösung
gegangen ist, und die Gasblasenabdrücke mit Tränenflüssigkeit
gefüllt sind. Angebliche Hornhautveränderungen durch häufiges
Tauchen sind mir nicht bekannt geworden.
Verhinderung von Gasblasen unter stabilen gasdurchlässigen Linsen
Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass der Lidschlag nicht unterdrückt
wird, da sonst eventuell entstehende Mikroblasen nicht aus dem Tränenspalt
ausgespült werden können. Dieser Spülvorgang ist mit der
Fließbewegung des Blutes vergleichbar. Wird nicht gezwinkert, verbleiben
die Mikrobläschen am Ort und werden bei der unvermeidlichen Vergrößerung
beim weiteren Auftauchen eingeklemmt wodurch die beschriebenen Gasblasenabdrücke
in der Hornhaut verursacht werden.
Leider zwinkern einige Taucher zu wenig. Ursache dazu sind:
a. Die 100%ige Luftfeuchtigkeit in der Maske, die die Verdunstung des
Tränenfilms verhindert, und damit kein Trockengefühl am Auge
entstehen lässt.
b. Die Faszination unter Wasser, die einige Taucher ,,glotzen" lässt.
c. Die eventuelle Angst unter Wasser, die zu einer Blickstarre führt.
Der Taucher mit stabilen Linsen muss lernen, unter Wasser weiterhin oft zu zwinkern. Dieser Lernvorgang ist leicht möglich, wenn man weiß worum es geht. Durch beständigen Lidschlag und langsames Auftauchen entsteht dann auch kein Nebelsehen.
Rückgängigmachung von Gasblasen unter stabilen gasdurchlässigen Linsen
Stellt man in z.B. 3 m Tiefe fest, dass sich Gasblasen hinter den Linsen gebildet haben, so kann man, wenn es die Situation zulässt, erneut auf 10 - 15 m abtauchen. Die Blasen werden sehr schnell verschwinden. Dieses hat sich in der Praxis bestätigt.
· Wenn man kein Nebelsehen hat, ist auch mit großer Wahrscheinlichkeit
kein Gas im Blut ausgeperlt, da die Halbsättigungszeiten sehr ähnlich
sind.
· Hat man keine Gasblasen im Blut, so ist man keinem Dekompressionsrisiko
ausgesetzt, da für Tauchgänge wie von den Tauchsportverbänden
empfohlen im Prinzip nur die Kompartimente mit kurzen Halbsättigungszeiten
wichtig sind.
· Hat man Nebelsehen, so hat man mit großer Wahrscheinlichkeit
auch Gasblasen im Blut. Der Folgetauchgang sollte entsprechend gestaltet
werden. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass das Nebelsehen
als negativ betrachtet wird, das parallel ablaufende Problem im Körper
aber ignoriert wird. Man sollte froh sein, dass es einen solchen ,Indikator"
gibt, und nicht die Linsen als ungeeignet zum Tauchen darstellen. Die GTÜM
(Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin e. V. Sonderdruck
1993, Richtlinien für die Tauchtauglichkeitsuntersuchung von Sporttauchern
) spricht 1993 noch von absoluter Kontraindikation.
· Ausnahme: Da Tauchlehrer z.B. während Prüfungsabnahmen
häufig unphysiologische Profile tauchen, sollte hierbei die Verwendung
von stabilen gasdurchlässigen Linsen hinsichtlich des Nebelsehens
bedacht werden.
Sinnvolle Aufstiegsgeschwindigkeiten mit stabilen gasdurchlässigen Linsen sollten in Abhängigkeit von der Tiefe so klein sein, dass sich pro Druckhalbierung eine Aufstiegszeit von 4 Minuten ergibt, weil das der Halbsättigungszeit des Kompartimentes Auge mit stabiler Linse entspricht. In der verstreichenden Aufstiegszeit halbieren sich dabei sowohl der Umgebungsdruck als auch der Gasdruck im Kompartiment. Der Gasdruck im Kompartiment wird also nie größer, so dass keine Gasblasen entstehen können. Von 70 m auf 30 m (40 m Strecke) müssten genauso 4 Minuten vergehen wie von 30 m auf 10 m (20 m Strecke). Die letzte Strecke von 10 m zur Oberfläche erfordert dann ebenfalls 4 Minuten!
Aus den für die stabilen Linsen gültigen Tatsachen wird der
Taucher nun womöglich entnehmen, dass die weichen Linsen die
besseren sind. Mit weichen Linsen lassen sich, im Gegenteil zu stabilen
Linsen, nicht alle Fehlsichtigkeiten korrigieren und die Sauerstoffversorgung
beim Tragen über Wasser ist nicht optimal. Wenn die Voraussetzungen
der Augen das Tragen weicher Linsen ermöglichen, sind diese zum Tauchen
aber sehr gut geeignet. Das gilt auch dann wenn diese Linsen sonst nicht
länger getragen werden können, da während des Tauchgangs
durch den erhöhten Sauerstoffpartialdruck kein Sauerstoffmangel unter
den Linsen beim Tauchen vorliegt. Wer nur manchmal Linsen tragen möchte,
sollte auf jeden Fall weiche wählen, da fast keine Eingewöhnung
nötig ist. Die neueren weichen Wechsellinsen bieten sich förmlich
an, da man mehrere Linsen gleichzeitig bekommt. Man hat somit immer Ersatz
dabei, und bekommt jedes mal die aktuelle Stärke. Weiche Einmallinsen
oder Linsen mit verlängerter Tragezeit (die über Nacht getragen
werden) sind nicht sinnvoll, da das Risiko einer Komplikation hoch ist
und ärztliche Hilfe an den meist abgelegenen Tauchgebieten oder Tauchschiffen
fehlt.
Auf einen Umstand muss der Weichlinsenträger achten: Durch
Chlor- oder Salzwassereinwirkung können die Linsen sehr stramm am
Auge werden. Vor Abnahme deshalb so lange warten, bis sie sich wieder gut
verschieben lassen.
Bei der Anschaffung von Contactlinsen sollte man sich nicht zu jemandem
begeben, der deren Anpassung ,,nebenbei" betreibt. Es gibt Spezialbetriebe,
so genannte Contactlinsen Institute, in denen ausschließlich Anpassungen
von Contactlinsen vorgenommen werden. In diesen Instituten können
auch Speziallinsen (wenn sie nötig sind) angepasst werden, und
es werden in der Regel auch alle Fabrikate so oft angepasst, dass
deren Besonderheiten voll beherrscht werden. Selbstverständlich gibt
es auch Augenärzte und Augenoptiker, die ihr Handwerk diesbezüglich
gut verstehen, doch werden sie selten eine so große Routine entwickeln
können, wie dieses in den Instituten möglich ist. In den Fällen
in denen schon gasdurchlässige stabile Linsen getragen werden, oder
angepasst werden sollen, muss darauf geachtet werden, dass
sich keine Tränenseen unter den Linsen befinden, aus denen entstandene
Mikroblasen nicht ausgespült werden. Es eignen sich am besten parallel
angepasste, individuell asphärische, hochgasdurchlässige
Linsen. Taucher mit solchen Linsen haben den Vorteil, beobachten zu können,
ob sie physiologisch günstig aufgetaucht sind. Diesen Vorteil möchte
ich persönlich nicht mehr missen.
Grundsätzlich müssen Contactlinsen täglich gereinigt und über Nacht desinfiziert werden. Es ist nicht zu erkennen, warum ein Hygienerisiko vorliegen soll, wie es immer wieder ohne jegliche Begründung behauptet wird. Viele Taucher sind der Ansicht, dass man diese Pflegeschritte an Bord eines Schiffes nicht durchführen kann. Diese Gedanken entbehren jeglicher Grundlage. Wer sich an Bord eines Schiffes eine Tasse Kaffee einschenken kann, der kann auch seine Linsen pflegen. Auch die Ansicht, dass der Pflegeaufwand sehr hoch sei, und dass eine Brille viel praktischer ist, dem möchte ich raten, darauf zu achten, wie oft er auf See seine Brille putzen muss. Die Linsen jedenfalls reinigt man nur einmal am Tag.
Wir sollten uns grundsätzlich immer darüber Gedanken machen
was passiert, wenn uns etwas verloren oder kaputt geht. Dieser alltägliche
Gedanke darf bei den Augen nicht enden, wo wir ihn in folgenden Bereichen
täglich umsetzen:
Reserveschlüssel beim Nachbarn, Reserverad im Auto, Datensicherung
bei Computern, Zweitlungenautomat etc..
Es gibt genügend Menschen, die besitzen nur eine Brille, auf die
sie total angewiesen sind. Es gibt genügend Menschen, die besitzen
nur ein Paar Contactlinsen und keine Reservebrille. Es gibt auch Taucher,
die an den Augen ähnlich spärlich ausgerüstet sind. Meines
Erachtens ist eine solche Handlungsweise schlichtweg dumm. Zum Beispiel
ist ein vermurkster Tauchurlaub wegen verlorener oder defekter Korrektionsmaske
oder Contactlinsen mehr als ärgerlich. Aus dieser Sicht sollte es
eine Selbstverständlichkeit sein, dass man sich mit Ersatz für
alle Fälle versieht. Dieser Ersatz muss nicht hochwertig sein,
aber er sollte funktionieren. Als Ratschlag für Linsenträger
möchte ich anregen, das erste Linsenpaar nach einiger Benutzungszeit
als Reservelinsen auszumustern und ein neues Paar zu benutzen, das zudem
weniger kostet, da weniger Arbeit nötig ist als bei der ersten Anpassung.
Auf diese Weise haben die Augen das Neuste und Beste und im Reserveetui
liegen Linsen, die voll funktionsfähig sind. Das daraus resultierende
Gefühl der Sicherheit ist sehr viel wert, da man sich viel lockerer
verhalten kann. In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf die Vorteile
der weichen Wechsellinsen hingewiesen.
Moderne Contactlinsen sind eine sehr geeignete Sehhilfe für den
Sporttaucher. Die Gasbläschenbildung unter stabilen Linsen sollte
nicht als Nachteil, sondern als Vorteil gewertet werden. Der Träger
solcher Linsen kann sehen, ob er sich richtig verhält, während
der normal Taucher nur seinen Instrumenten und Tabellen folgen kann. Erfreulich
ist es, dass es inzwischen schon Tauchcomputer gibt, die mit abnehmenden
Aufstiegsgeschwindigkeiten arbeiten, also meinen Beobachtungen und Folgerungen
näher kommen.
Korrigierende Tauchermasken können als individuelle Einzelanfertigung
für kurzsichtige Taucher gut funktionieren, sofern die Kurzsichtigkeit
nicht zu hoch wird. Serienprodukte können dagegen erhebliche Mängel
haben. Ansonsten sollte man nicht zu tief tauchen so das 30 m tief genug
sind, um auch keine Schäden an der Netzhaut zu erhalten. Man sollte
wie im richtigen Leben vorsichtiger sein mit dieser "Behinderung" als andere
ohne.