Wie sieht das Gehirn aus?
Von oben ähnelt das Gehirn einer riesigen Walnuss: Es ist
rosa-grau und gerunzelt. Seine Konsistenz ist weich wie ein Pudding.
Woraus besteht das Gehirn?
Das Gehirn besteht aus über zehn Milliarden Nervenzellen; sie
sind von den so genannten Gliazellen umgeben, die sie mit Nährstoffen
versorgen.
Was tut das Gehirn?
Das Gehirn ist die Steuerzentrale des Organismus. Es schickt Nachrichten
an alle Organe und Gewebe und erhält von dort Informationen. Das Gehirn
ermöglicht uns das Lernen, Überlegen und Fühlen. Neben den
bewussten Tätigkeiten steuert es auch die unbewussten Vorgänge.
Wie ist das Gehirn geschützt?
Gegen mechanische Beschädigung ist das Gehirn einerseits durch
den harten Schädel geschützt und andererseits durch drei Gewebeschichten,
die Hirnhäute. Die innerste Hirnhaut dient als Abwehrschranke gegen
Bakterien. Die mittlere enthält den so genannten Liquor; eine Flüssigkeit,
die das Gehirn mit Nahrung und Sauerstoff versorgt; außerdem federt
diese Gehirnflüssigkeit Stöße ab. Die äußerste
Hirnhaut kleidet den Schädel aus.
Wie schwer ist das Gehirn?
Das Gehirn eines Erwachsenen wiegt im Durchschnitt etwa 1,3 Kilogramm.
Bei der Geburt ist es ungefähr 330 Gramm schwer. Bei einem fünfjährigen
Kind hat das Gehirn bereits 90 Prozent seines endgültigen Gewichts
erreicht.
Wie kompliziert ist das menschliche Gehirn?
Das Gehirn des Menschen ist das Komplizierteste lebende Gebilde, das
es gibt. Jede seiner zehn Milliarden Nervenzellen ist mit bis zu 10000
anderen Nervenzellen verbunden. Es gibt also Billionen Verbindungswege,
auf denen Nachrichten durch das Gehirn laufen können.
Ähnelt das Gehirn einem Computer?
Das Gehirn enthält wie ein Computer Schaltkreise für elektrische
Signale, und diese Schaltkreise bestehen aus Nervenzellen. Wie beim Computer
dienen manche Schaltkreise zur Informationsspeicherung, in anderen werden
die ankommenden Signale weiterverarbeitet und Reaktionen in Gang gesetzt.
Doch das Gehirn dient nicht nur der Informationsaufnahme und Verarbeitung,
es steuert auch unbewusste Körperprozesse.
Welches sind die wichtigsten Gehirnteile?
Die drei wichtigsten Teile des Gehirns sind das Großhirn, das
verlängerte Mark auf der Unterseite und das Kleinhirn auf der Rückseite.
Das Großhirn ist in die beiden Gehirnhälften unterteilt.
Welches ist der größte Gehirnteil?
Der bei weiten größte Teil ist das Großhirn; es macht
etwa 85 Prozent des Gesamtgewichts aus. Das Großhirn ist der Sitz
von Intelligenz und Gefühlen. Es dient dem Denken, dem Empfinden und
dem Erinnern.
Warum sieht das Gehirn runzelig aus?
In der Außenschicht des Großhirns, auch Hirnrinde genannt,
spielt sich der größte Teil des Denkens ab. Die Hirnrinde ist
nur etwa drei Millimeter dick, hat aber die Fläche einer Zeitungsseite.
Damit sie in den Schädel passt, muss sie eng zusammengefaltet
sein, und deshalb sieht das Gehirn so runzelig aus.
Was ist der Hirnstamm?
Der Hirnstamm ist ein längliches Gebilde, das Gehirn und Rückenmark
verbindet. Vermutlich ist es der entwicklungsgeschichtlich älteste
Gehirnteil. Zu ihm gehören das verlängerte Mark und der Hypothalamus.
Was tut das verlängerte Mark?
Das verlängerte Mark an der Unterseite des Gehirns steuert die
meisten unbewussten, automatisch ablaufenden Tätigkeiten des
Organismus, beispielsweise die Atmung und den Herzschlag.
Was tut das Kleinhirn?
Das Kleinhirn koordiniert die Bewegungen, so dass sie glatt und
gut gesteuert ablaufen. Es erhält Informationen von Rezeptoren in
den Muskeln und Gelenken sowie von den
Gleichgewichtsorganen im rechten und linken Innenohr. Es wird auch
über alle Nachrichten informiert, die aus den Sinnesorganen des Körpers
stammen.
Welchen Teil des Gehirns bezeichnet man als graue Gehimmasse?
Die graue Gehirnmasse ist der Teil von Gehirn und Rückenmark,
der die Körper der Nervenzellen enthält. Ihre Zellkerne lassen
die graue Färbung entstehen. Die graue Gehirnmasse liegt zum größten
Teil in der Hirnrinde und im Inneren des Rückenmarks.
Wo befindet sich die weiße Gehirnmasse?
Der innere Teil des Gehirns besteht vorwiegend aus weißer Gehirnmasse.
Man findet sie aber auch im Rückenmark. Die weiße Gehirnmasse
enthält vor allem die langen Fortsätze der Nervenzellen.
Wie sind die Gehirnhälften verbunden?
Zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte liegen mehrere Nervenfasembündel.
Das längste nennt man Gehirnbalken (Corpus callosum).
Warum muss das Gehirn immer ausreichend mit Sauerstoff
versorgt werden?
Das Gehirn macht zwar nur zwei Prozent des Körpergewichts aus,
aber es verbraucht 20 Prozent der Energie. Deshalb muss es ständig
mit Blut versorgt werden, das Sauerstoff und Nährstoffe liefert; nur
dann funktioniert das Gehirn richtig. Bei zu geringer Blutzufuhr fühlt
man sich schwach, und nach drei Minuten ohne Sauerstoff sterben die ersten
Gehirnzellen ab.
Lassen sich Gehirnschäden beheben?
Zerstörte Gehirnzellen werden nicht mehr ersetzt. Allerdings können
manchmal andere Gehirnzellen ihre Aufgaben übernehmen.
Was ist der Hypothalamus?
Der Hypothalamus, ein kleiner Bereich im Inneren des Gehirns, ist äußerst
wichtig für die Steuerung vieler unbewusst ablaufender Körperfunktionen.
Er regelt nicht nur Körpertemperatur; Herzschlag und Nierenfunktion,
sondern trägt auch zu Hunger- und Durstgefühlen sowie zum Schlafrhythmus
bei.
Ist die linke Gehirnhälfte mit der linken Körperhälfte
verbunden?
Nein, die linke Gehirnhälfte steht mit der rechten Körperhälfte
in Verbindung. Die Nervenfasern kreuzen sich an der Unterseite des Gehirns.
Signale aus der linken Hirnhälfte laufen nach rechts und umgekehrt.
Warum sind die meisten Menschen Rechtshänder?
Bei den meisten Menschen dominiert die linke Gehirnhälfte über
die rechte. Und da die linke Seite die rechte Körperhälfte steuert,
können die meisten Menschen die Bewegungen der rechten Hand besser
steuern.
Was sind die Aufgaben der Gehirnhälften?
Sprechen, Schreiben und logisches Denken werden wohl bei den meisten
Menschen von der linken Gehirnhälfte gesteuert. Die rechte Hälfte
ist eher für künstlerische Dinge zuständig. Meist überwiegt
eine Hälfte, und deshalb ist der eine, gut in Kunst, dem anderen liegt
eher die Mathematik.
Ist das Gehirn bei Männern größer?
Im Durchschnitt ist das Gehirn bei Frauen ein wenig kleiner als bei
Männern. Frauen sind aber auch insgesamt kleiner - im Verhältnis
zum Körpergewicht ist ihr Gehirn mindestens ebenso groß.
Wie schnell entwickelt sich das Gehirn?
Die meisten Nervenzellen sind bei der Geburt bereits vorhanden, und
das Gehirn macht zehn Prozent des Körpergewichts aus. Später
werden die Nervenzellen größer; und zwischen ihnen bilden sich
viele Verbindungen. Diese „Verdrahtung" des Gehirns wird zum größten
Teil in den ersten Lebensjahren festgelegt.
Wird das Gehirn mit zunehmendem Alter kleiner?
In der Kindheit wächst das Gehirn, und Anfang zwanzig erreicht
es seinen größten Umfang. Danach sterben die Gehirnzellen allmählich
ab. Glücklicherweise haben wir allerdings so viele davon, dass
sich meist keine Probleme ergeben.
Was geschieht, wenn das Gehirn ein Signal empfängt?
Signale von den Sinnesorganen werden zum sensorischen Feld geleitet,
einem besonderen Bereich der Hirnrinde. Dort wird die Nachricht ausgewertet
und die übrige Hirnrinde ,,informiert". Die Hirnrinde ,,überlegt"
und ,,entscheidet", wie sie reagieren soll. Von einem weiteren Rindenbereich,
dem motorischen Feld, laufen dann Anweisungen an Muskeln oder Drüsen,
die Reaktion auszuführen.
Haben Mädchen ein anderes Gehirn als Jungen?
Manchen Hinweisen zufolge gibt es geringe Unterschiede. Im allgemeinen
sind Jungen besser bei Aufgaben, die räumliches Vorstellungsvermögen
erfordern, beispielsweise von Gegenständen und Mustern. Mädchen
können Worte besser benutzen und lernen meist früher lesen als
Jungen.
Was sind Gehirnströme?
Gehirnströme sind elektrische Wellen aus den Nervenzellen des
Großhirns. Mit einem besonderen Gerät, dem Elektroenzephalographen,
kann man sie messen. Elektroden an der Kopfhaut nehmen die Ströme
auf, und das Gerät zeichnet sie auf einem Papierstreifen auf. Eine
solches Diagramm nennt man Elektroenzephalogramm oder kurz EEG.
Kann das Gehirn Schmerzen empfinden?
Das Gehirn stellt Schmerzempfindungen in anderen Körperteilen
fest, aber selbst besitzt es keine Schmerzrezeptoren. Bei einer Gehirnoperation
spürt man zum Beispiel keine Schmerzen. Manchmal kann man solche Eingriffe
mit örtlicher Betäubung vornehmen, das heißt, der Patient
bleibt wach.
Was ist die „Kartierung“ des Gehirns?
Die Wissenschaftler ,,kartieren" das Gehirn, um die Funktion seiner
Teile zu ermitteln. Dazu gibt es zwei Methoden. Erstens kann man Patienten
untersuchen, deren Gehirn durch einen Unfall geschädigt wurde, und
die Auswirkungen der Verletzung feststellen. Und zweitens kann man mit
Elektroden elektrischen Strom durch das Gehirn leiten und den Betreffenden
fragen, was er dabei empfindet. So etwas tut man natürlich nur mit
Einwilligung des Betroffenen, und es tut nicht weh.