Um die Rolle von Tauchcomputern im Tieftauchen erörtern zu können,
ist ein vorläufiger Überblick über die Gültigkeit dieser
Geräte im Standardtauchen erforderlich. Wie bei vielen neuen
Ausrüstungsevolutionen wurde den Tauchcomputern anfangs von einigen
Mitgliedern der Tauchgemeinschaft nur Skepsis und absolute Verdammung entgegengebracht.
Im Rückblick war ein Großteil dieser Feindlichkeit nicht angebracht.
Die lautesten Kritiker, die so genannten Experten, tendierten nie dazu,
diese Theorie des Multi-Level Tauchens, das in den späten Sechzigern
häufig angewendet wurde, vollständig zu unterstützen.
Der SOS-Dekometer wurde 1959 eingeführt, konnte sich aber auf
dem US Markt nicht durchsetzen, bis 1963 Scubapro die Importrechte kaufte.
Obwohl der Dekometer auch mit viel Phantasie kein ,,Computer" ist, lieferte
dieses relativ einfache Gerät die erste Basis einer praktischen Unterwasserberechnung
des Multi-Level Tauchens und wurde bei professionellen Photographen, Kameramännern
und Tauchern, die es satt hatten in den Grenzen der historischen ,,Viereck-Profiltabellen"
eingeengt zu werden, sehr beliebt. Obwohl viele diesen Dekometer nicht
benutzten und ihn als „Bend-O-Meter" bezeichneten, verwendeten in Tausende
von Tauchern ohne Vorfall und trennten sich nur widerwillig von ihren veralteten
Einheiten, um den Wechsel zu elektronischen Computern zu vollziehen.
Offensichtlich fühlten sich die alten ,,Dekometer" Benutzer bei
ihren Multi-Level-Tauchprofilen wohl und der Übergang zu modernen
Computern war eine natürliche Fortentwicklung. Einige der ersten Computermodelle
hatten keine große Lebenserwartung, da diese Einheiten Systemausfälle,
Wassereinbrüche, Stromausfälle usw. hatten. Diese Anfangsprobleme
wurden fast völlig gelöst, und wenn wir uns den Stand von 1991
ansehen, dann kann der heutige Taucher unter über zwei Dutzend sehr
präzisen und zuverlässigen Computern auswählen.
Warum sollten wir einen Computer verwenden?
Einfach deshalb, weil sie beim Messen von Tiefe und Zeit genauer sind
und praktisch jedes verfügbare Modell einen konservativeren Dekoalgorithmus
integriert hat, als die Standard US Navy Tabellen. Die von den meisten
Tauchern verwendeten Computer garantieren mehr Zeit sicher unter Wasser
zu verbringen, da diese Einheiten ,,aktive" Geräte sind und die theoretische
lnertgasaufnahme und den Abbau bei den Geweben/Kompartimenten auf Grundlage
der tatsächlichen Tiefen und Zeiten berechnen. Dies bietet den offensichtlichen
Nutzen eines ,,viereckigen Profils", bei dem die Aufnahme und Abgabe des
lnertgases beim Tauchers so ausgerichtet ist, dass man annimmt, dass
der ganze Tauchgang für die gesamte Tauchzeit bei der größten
Tiefe durchgeführt wird.
Aber, selbst wenn Sie ein Problem damit haben, die Theorie des Multi
Level Tauchens zu akzeptieren, bieten Ihnen diese modernen Computer auf
Grundlage ihrer sehr genauen Tiefenmesssensoren und Zeitberechnungseinheiten
eine zusätzliche Sicherheit. Sie einzig in dieser Nutzung zu verwenden,
kann dem Benutzer von Tauchtabellen einen Sicherheitszuschlag bieten. Einige
Modelle sind viel konservativer als die US Navy Tabellen. Wir können
uns zum Beispiel alle daran erinnern, dass die US Navy Tabelle bei
18 Meter eine Nullzeit von 60 Minuten erlaubt. Zum Vergleich erlaubt der
Dacor Micro Brain Pro Plus Computer für dieselbe Tiefe auf Grundlage
seines Bühlmann Modells und Programms, das von einem Tauchen in geringer
Höhelage ausgeht, nur 44 Minuten.
Die Akzeptanz mit Computer zu tauchen, ist in den Neunzigern buchstäblich
über die Industrie hinweggefegt. Ein Blick auf jedes Live-a-board
Schiff bestätigt dies, denn immer mehr Tauchschüler kaufen während
oder sofort nach ihrer Ausbildung einen Computer.
Obwohl immer die Möglichkeit besteht, dass Ausrüstungsteile
ausfallen können, sind moderne Tauchcomputer außerordentlich
zuverlässig. Außerdem ist die Sicherheit ihrer Dekomodelle bewiesen
worden. In Gilliams Studie (1989-90) von 77.680 Tauchgängen von Sporttauchern
hatte er null Fälle von DCS unter Computerbenutzern (die über
50% der untersuchten Tauchgänge absolvierten) festgestellt.
Auf neueren Tagungen und Symposien haben angesehene Experten eine Dominanz
durch Computer vorhersagt, so dass die Tauchtabellen als eine Hauptplanungsgrundlage
für Tauchgänge bald der Vergangenheit angehören werden.
Die Mehrheit der professionellen Unterwasserphotographen, Resort-Guides
usw. haben ihre Tauchtabellen schon ausschließlich gegen Computer
ausgetauscht. Mount (1991) sagt: ,,Seit 1983 habe ich all meine Tauchgänge
mit Tauchcomputern durchgeführt. Ich verwende zwei Computer, für
den Fall, dass einer ausfällt. Zur Deko benutze ich immer den
Konservativsten. Nur wenn ich Schüler ausbilde, sehe ich mir noch
Tauchtabellen an. Ich bin der Meinung, dass die Tabellen aufgrund
der heutigen Technologie bald der Vergangenheit angehören werden."
AUSWAHL EINES TAUCHCOMPUTER FÜR DAS TIEFTAUCHEN
Nicht alle Computer sind aufgrund ihrer Tiefenbegrenzung für das
Tieftauchen geeignet. Eine Tiefenbarriere zu überschreiten oder eine
Dekoverpflichtung um mehr als fünf Minuten zu überziehen, genügte,
um viele Modelle in den ,,Fehler-Modus" oder in den ,,Aus-Modus" zu bringen.
Bei diesen Vorfällen wurde der Taucher von einigen Modellen ausgesperrt
und konnte erst nach 24 Stunden wieder Tauchen.
DIE COMPUTER AUSWAHL SOLLTE AUF DER GRUNDLAGE VON MEHREREN KRITERIEN STATTFINDEN:
Algorithmus
Jeder Taucher, der schon eine längere Zeit in der ,,Deko" verbracht hat, kann Ihnen sagen, dass die in den verschiedenen Einheiten integrierten Dekomodelle sehr unterschiedlich sind. Dies verlangt, dass Sie bezüglich der Modellauswahl eine gut informierte Entscheidung treffen. Sie sollten darauf achten, dass der Computer gut zu ihrem Alter, zur Wassertemperatur, zu ihrer physischen Kondition, zu ihrer Tieftauchanpassung usw. passt. Einige Computer, die den Bühlmann-Algorithrnus verwenden, erfordern beträchtlich mehr Dekozeit als andere, die liberalere Modelle als Grundlage haben. Viele Taucher sehen dies als einen zusätzlichen Sicherheitsfaktor an, während andere es als ein verdammtes Ärgernis betrachten. Nehmen Sie sich die Zeit, einen Computer zu testen, bevor sie ihn kaufen, und bestehen Sie vor dieser Investition darauf, mit einem ,,Leihcomputer" einen Tauchgang zu machen. Sobald die Einheit ausgewählt ist sollten Sie ihren Dekoplan befolgen. Verkürzen Sie nie die empfohlenen ,,Dekozeiten".
Tiefenbereich
Sie können nicht sehr gut einen Tauchgang von 67 Meter planen, wenn Ihr Computer nicht für diese Tiefe geeignet ist. Einige der beliebtesten und besten Computer, die für normale Sporttauchtiefen geeignet sind, sind nicht unbedingt für das Tieftauchen geeignet. ORCA's Universalgerät, der Edge, vorgestellt 1983, war nie zum Gebrauch über 50 Meter vorgesehen. Genauso war ursprünglich die 1988er Version des Micro Brain Pro Plus von Dacor für eine Tiefe bis 100 Meter gedacht. Gilliam stellte aber 1989 in einem Praxistest fest, dass einige internen Teile der Einheit schon in einer Tiefe von 88 Meter so stark komprimiert wurden, dass die genaue Tiefenangabe nicht mehr stimmte. Dacor modifizierte daraufhin die Tiefenempfehlung auf 82 Meter. Obwohl vom Hersteller nicht offiziell bestätigt, ergaben ähnliche experimentelle Tauchgänge, dass der Uwatec Aladin Pro Tiefen anzeigt, die weit größer sind, als in der Beschreibung angegebenen. Es ist zweifelhaft, ob die Einheit über den empfohlenen Bereich hinaus noch das Atemgas berechnet, aber er bietet den Nutzen eines digitalen Tiefenmessers. Bis zu welcher Tiefe misst er exakt? Gilliam nahm 1990 eine Einheit bis auf 142 Meter Süßwasser mit, und mindestens ein anderer ist bei einem Mischgastauchgang bis 146 Meter mitgenommen worden und hat die Tiefe angezeigt. Für den Zweck jedes vernünftigen Tauchgangs leistet diese Einheit ausgezeichnete Dienste.
Dekoanzeige
Wenn Sie einen Computer haben, der Ihnen zwar ihre Dekoverpflichtung klar und deutlich anzeigt, aber nicht, wie lange Sie bei diesem Stopp verweilen müssen, dann schlagen wir vor, einen Tauchcomputer zu verwenden, der die Dekozeit an den Stopps in Minuten anzeigt. Dies ist insbesondere für die Stopps in den flacheren Bereichen sehr wichtig, da diese sehr lang sein können. Das Atemgasmanagement ist für Sie viel einfacher zu handhaben, wenn Sie ihre genaue Dekozeit kennen.
Aufstiegsgeschwindigkeit
Nur wenige Computer verwenden Aufstiegsgeschwindigkeiten über 18 Meter pro Minute, und die meisten benutzen viel langsamere Geschwindigkeiten. Dies ist für die meisten Taucher ausgezeichnet, da eine kontrolliert ,,fortlaufende Aufstiegsdeko" innerhalb normaler Sporttauchbereiche stattfindet. Beim Tieftauchen kann es jedoch ein Problem sein, da eine langsamere Aufstiegsgeschwindigkeit zu einem höheren Inertgasaufbau beitragen kann. Der Taucher steht dann einer schwierigen Entscheidung gegenüber da er die Aufstiegsgeschwindigkeit in den tieferen Bereichen des Tauchgangs bis zumindest in den 30 Meter Bereich erhöhen muss, um sie dann im flacheren Bereich wieder zu verringern. Dies könnte allerdings dazu führen dass der Computer in den ,,Fehlermodus" kommt oder durch die übermäßige Aufstiegsgeschwindigkeit durcheinander kommt (wenigstens soweit es das Computermodell betrifft).
ZUSAMMENFASSUNG
Tauchcomputer haben im Tieftauchen ihren Platz, wenn sie gemäß
ihrer Modellbeschränkungen richtig verwendet werden. Falls keine Tabellen
benutzt werden befürworten ich, dass der Taucher einen redundanten
Computer mitführt. Während der experimentellen Ocean Quest Studie
von Gilliam (1989-90) wurden viele Tieftauchgänge (60+ Meter) mit
Computermodellen, als einzige Dekogrundlage, durchgeführt und ergaben
keinen Vorfall einer DCS. Diese Tauchgänge hatten eine relativ kurze
Zeit in der Tiefe, jedoch zumindest Grundzeiten von 30 Minuten. Falls Wrack-
oder Höhlentaucher bei Eindringungen längere Grundzeiten haben,
dann werden die Grenzen der Dekomodelle ausgereizt und erhöhen das
dazugehörige potentielle Risiko. Bei solchen Fällen sollten wieder
die Tauchtabellen benutzt werden; während die Computer in erster Linie
als Zeit/Tiefeninstrumente verwendet werden können und ihre Dekoangabe
eine Zusatzinformation ist. Computer haben die traditionelle Tauchgangsplanung
zunehmend verändert, da der Taucher jetzt ein wirksames Mittel hat,
um Abweichungen von seinem festen Plan unter Wasser zu berechnen. Wir empfehlen,
dass der Taucher zwar vor dem Einstieg einen aktiven Tauchplan hat,
aber bei Abweichungen durch unerwartete marine Erscheinungen oder bei dramatischen
Korallenformen, die in größeren Tiefen entdeckt werden, sollte
er so vernünftig sein und seine Sicherheit nicht gefährden. Der
Computer (und die Back-up Einheit) erlaubt eine größere Flexibilität,
aber dennoch muss der Taucher seine Dekoverpflichtung oder Nullzeit
ständig im Auge behalten.
Es ist wichtig, dass sich der Taucher mit der Empfehlung des Herstellers
für einen Computerausfall vertraut macht. Beim jedem Modell sind unterschiedliche
Verfahren von ,,Murphys Gesetz' anzuwenden, und diese sind im Computerhandbuch
mitgeliefert. Es gibt für mindestens einen Computer (die ORCA-Modelle)
ein vorgegebenes Protokoll, so dass der Taucher anschließend
wieder US Navy Tabellen verwenden kann. Michael Emmerman verfasste
dieses vorgeschlagene Verfahren und bietet bei solch einem Szenario die
Rückkehr zu Tauchtabellen an.
Computer können wie jedes andere Instrument ausfallen, allerdings
war die Quote in der Vergangenheit sehr gering. Die Taucher müssen
sich mit ihrem gesunden Menschenverstand aber auch bei Tabellen auskennen
und, falls nötig, zu ihnen überwechseln. Einige Kritiker haben
schon dargelegt, dass es bei einem Computer theoretisch möglich
ist, ein potentiell gefährliches Tauchprofil ,,zu erlauben". Selbst
ein kurzer Blick auf die Realität offenbart jedoch, dass Computer
viel konservativer sind, als Tauchtabellen, denen Sicherheitszuschläge
(nächst größere Tiefe oder Zeit) hinzugefügt wurden,
welche über viele Jahre von Tauchern verwendet worden sind, die zusätzliche
Sicherheit suchten. Reizen Sie ihren Computer nicht bis zur letzten Möglichkeit
seines Dekomodells aus. Verwenden Sie den Computer als ein wertvolles Hilfsmittel,
und erwarten Sie nicht, dass Ihnen das Gerät das Denken abnimmt.
Uwatec hat eine besondere kompakte Luft integrierte Version ihres Hauptmodells des Aladin Computers eingeführt. Bezeichnet als Aladin Air X hat diese Einheit den zuverlässigen Dekoalgorithmus und zusätzlich einen draht- und schlauchlosen Sender integriert, der den Bedarf für einen Hochdruckschlauch entfallen lässt. Der Flaschendruck (zusammen mit der üblichen Tauchinformationen) wird auf einer kleinen stromlinienförmigen, am Handgelenk zu tragenden Einheit angezeigt. Dieses Display zeigt auch die restliche Tauchzeit auf der Grundlage der gegenwärtigen Tiefe und des Atemverbrauchs des Tauchers an. Mit Hilfe der Memo Maus können die Tauchdaten auf einen PC übertragen werden, um die Tauchgänge dort zu verwalten oder um sie sich in graphischer Darstellung anzusehen. Allen Tests überstand der Aladin Air X ohne Probleme. Es ist eine der besten Innovationen auf dem Markt. Auch ansonsten ist die Aladin Familie sehr ausgereift für die Bedürfnisse von Sporttauchern bis zum High-Tech-taucher.